Die Lage Griechenlands wird immer heikler: Das Land hat zwar einen
neuen Antrag eingereicht, doch den lehnt die Bundesregierung ab. Die
vorherigen Verhandlungen waren vor allem am Entwurf der Eurogruppe
gescheitert - und an zwei kleinen Wörtern.
- Alle 18 Euro-Länder pochen auf Reformzusagen
- Merkel und Hollande: Wollen Griechen im Euro halten
- Athen will Antrag nicht nachbessern
- Oettinger hält Sonder-Gipfel für möglich
- Griechen heben immer mehr Geld ab
- Das fordert die Eurogruppe von Athen
Griechenland-Debatte belastet auch US-Börsen
15:41 Uhr: Der unklare Ausgang des Schuldenstreits um Griechenland hat die US-Börsen ins Minus gedrückt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete 0,2 Prozent tiefer bei 17.947 Punkten. Auch
der breiter gefasste S&P-500
gab 0,2 Prozent auf 2094 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse
Nasdaq lag kaum verändert bei 4925 Punkten. US-Firmen betreiben zwar
keine nennenswerte Geschäfte mit Griechenland. Es gibt an der Wall
Street aber die Sorge, dass im Falle eines Austritts des Landes aus der
Euro-Zone Europa als wichtiger US-Handelspartner in Turbulenzen geraten
könnte. Dem maltesischen Finanzminister zufolge verlieren die
Euro-Partner angesichts der Hängepartie allmählich die Geduld mit Athen.
Schuldenstreit dreht sich nicht nur um Griechenland
15.38 Uhr:
Der Schuldenstreit dreht sich nach Ansicht von Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble nicht allein um Griechenland. "Es geht nicht nur um
einen Einzelnen, es geht um Europa", sagte Schäuble am Freitagnachmittag
vor einer möglicherweise entscheidenden Verhandlungsrunde zwischen der
Eurogruppe und der griechischen Regierung in Brüssel.
"Es geht darum, dass wir uns gegenseitig vertrauen können und dass wir
das Vertrauen der Menschen in allen europäischen Ländern für den
Fortgang des europäischen Einigungswerks bestärken", sagte Schäuble.
Griechischer Finanzminister hofft auf "weißen Rauch"
15.27 Uhr:
Griechenlands Finanzminister Gianis Varoufakis hofft im Schuldenstreit
weiter auf eine Einigung mit den Europartnern. "Die griechische
Regierung ist nicht nur eine Extra-Meile gegangen, sie ist zehn
Extra-Meilen gegangen. Und nun hoffen wir, dass unsere Partner uns nicht
in der Mitte, sondern auf einem Fünftel des Weges treffen", sagte der
Politiker am Freitagnachmittag zum Auftakt des Treffens mit seinen
Amtskollegen aus den anderen Euroländern in Brüssel. "Hoffentlich kommen
wir mit etwas weißen Rauch heraus."
Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble sagte: "Es geht nicht nur um einzelne Länder, es geht
um Europa. Es geht darum, dass wir uns gegenseitig vertrauen können."
Zu einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone wollte er
sich nicht äußern.
Merkel will Griechenland im Euroraum: "Wir werden alles versuchen"
15.09 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert bei den Verhandlungen
über weitere Hilfen für den Euro-Partner Griechenland Nacharbeiten der
Regierung in Athen. "Es bedarf noch erheblicher Verbesserungen bei der
Substanz dessen, was da beraten wird", sagte Merkel nach einem Gespräch
mit dem französischen Präsidenten François Hollande am Freitag in Paris. Dies sei auch wichtig dafür, dass der Bundestag in der kommenden Woche über das Thema abstimmen könnte.
Mit
dem Treffen der Euro-Finanzminister am Freitag müsse "eine intensive
Phase der Arbeit" beginnen, sagte die Kanzlerin. Es gehe darum,
substanziell zu klären, was eine Verlängerung des Griechenland-Programms
bedeute. Merkel bekräftigte, die Politik Deutschlands sei darauf
ausgerichtet, dass Griechenland im Euroraum bleibe: "Wir werden alles
versuchen, um diesen Weg auch fortzusetzen."
Finanzminister von Malta: Deutschland verliert die Geduld
14.49 Uhr:
Angesichts der Hängepartie um Griechenland schwindet der Rückhalt für
das Ägäis-Land in der Euro-Zone. Der maltesische Finanzminister Edward
Scicluna sagte der Zeitung "Malta Today", Länder wie Deutschland, die
Niederlande und andere verlören allmählich die Geduld mit dem Partner:
"Ich denke sie sind an dem Punkt angelangt, wo sie Griechenland sagen:
Wenn Sie wirklich austreten wollen, dann tun sie es." Scicluna geht
davon aus, dass diese Länder ihre harte Verhandlungsposition gegenüber
Athen nicht aufweichen werden. Sie pochten darauf, dass die Bedingungen
für Kredite eingehalten würden.
EZB will sich nicht an Spekulationen über "Grexit" beteiligen
13.45 Uhr: Die
Europäische Zentralbank (EZB) will sich nicht an Spekulationen über
Notfallpläne für den Fall eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone
beteiligen. Ein Sprecher der Notenbank in Frankfurt wollte am Freitag
den Bericht von "Spiegel Online" nicht kommentieren, wonach die
Währungshüter bereits interne Planspiele durchführten, wie der Rest der
Eurozone im Falle eines "Grexits" zusammengehalten werden könnte.
EZB bereitet sich auf Griechenlands Euro-Austritt vor
13.22 Uhr: Die Europäische Zentralbank bereitet sich auf einen Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone vor.
Damit erhöht die Bank den Druck auf Griechenlands Regierung,
unmittelbar vor dem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel. Das
berichtet "Spiegel Online". Die Mitarbeiter führten bereits Planspiele
durch, wie die Euro-Zone nach einem Grexit
stabil weiterbestehen könnte. Laut Bericht wächst die Sorge vor einem
Grexit in dem von der Pleite bedrohten Land weiter. Der EZB liegen
Informationen vor, wonach die Griechen täglich mehr als eine Milliarde
Euro ins Ausland überweisen.
Merkel lehnt Griechen-Antrag ab
12.18 Uhr:
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält den Antrag der
griechischen Regierung für eine Verlängerung von Finanzhilfen für
unzureichend. Sie sieht aber Spielraum für weitere Gespräche. Der Brief
des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis habe deutlich
gemacht, "dass Griechenland weiter an Hilfen aus Europa interessiert ist", sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Freitag in Berlin.
Die Bundesregierung sei sich aber einig, dass der Brief zu wenig
Substanz habe. Die Kanzlerin sehe das Schreiben jedoch durchaus als
"Ausgangspunkt" und "gutes Signal", um weiter mit Athen zu verhandeln.
Pläne für einen EU-Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs zu
Griechenland in der nächsten Woche gebe es derzeit nicht.
Tsipras beschwert sich bei Merkel über harte deutsche Haltung
12.05 Uhr: Nach Athens Antrag auf eine Verlängerung der Finanzhilfe
hat Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras am Donnerstag mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefoniert, wie das Bundespresseamt
auf Nachfrage mitteilte. Die Atmosphäre sei "gut" gewesen, beide
bemühten sich um eine Lösung, die für Griechenland und Europa nützlich
sei, verlautete im Anschluss an das 50-minütige Gespräch aus Athener
Regierungskreisen.
Allerdings
habe sich Tsipras über eine harte deutsche Position in der Eurogruppe
beschwert. So soll der Berliner Vertreter in einem Vorbereitungstreffen
den Antragsbrief aus Athen am Donnerstag als "trojanisches Pferd"
bezeichnet haben, sagte der Regierungsmitarbeiter. Das Schreiben solle
verbergen, dass Griechenland eigentlich nur eine Brückenfinanzierung
wolle, ohne die Auflagen weiter zu erfüllen. Tsipras äußerte nach
Angaben des Regierungsmitarbeiters in dem Gespräch mit Merkel Kritik an
dieser Wortwahl. Diese "helfe in keiner Weise bei den echten
Diskussionen".
Athen
sichert in dem Antrag zu, seine Schulden zu begleichen, die
Troika-Kontrolle zu akzeptieren und auch Reformen fortzusetzen. Eine
Verpflichtung auf konkrete Maßnahmen und Sparziele bleibt die Regierung
aber schuldig. Am Freitag werden Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU)
und seine Kollegen in Brüssel über den Schuldenstreit beraten. Einigen
sie sich nicht, droht Athen nach dem Auslaufen des derzeitigen Programms
Ende des Monats bald die Pleite.
Griechenregierung sieht sich fast am Ziel
11.45 Uhr:
Die griechische Regierung sieht sich im Schuldenstreit mit den
Euro-Partnern nur noch wenige Schritte von einer Einigung entfernt. "Wir
haben vier Fünftel des Weges zurückgelegt, jetzt müssen sie noch ein
Fünftel zurücklegen", sagte ein griechischer Regierungsvertreter am
Freitag mit Blick auf das womöglich entscheidende Treffen der
Euro-Finanzminister am Freitagnachmittag in Brüssel. Seine Regierung
werde aber nicht von ihren Positionen abweichen, wenn auf sie Druck
ausgeübt werden sollte und die Stimmung ähnlich sei wie beim
Eurogruppen-Treffen vorige Woche.
Griechen retten ihre Ersparnisse
11.21 Uhr: Die Menschen in Griechenland
haben nach Informationen aus Bankkreisen allein in den vergangenen zwei
Tagen mehr als zwei Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben. Dies
berichtete die griechische Finanzpresse am Freitag. Experten sagten im
griechischen Fernsehen, die Bürger sollten sich nicht "aus der Ruhe
bringen" lassen.
Nach
einem Treffen am Vorabend sagten der Chef der griechischen Zentralbank
(Bank of Greece), Ioannis Stournaras, und Vize-Regierungschef Giannis
Dragasakis, die Griechen müssten sich keine Sorgen um ihre Geldeinlagen
machen. Diese seien absolut sicher. Stournaras antwortete auf die Frage,
ob es Probleme mit dem Geld aus den Automaten geben könnte: "Absolut
kein Problem."
Die
Griechen heben aus Angst vor einer Verschlechterung der Finanzlage der
Banken seit Wochen hohe Summen von ihren Konten ab. Bisher können sich
die Institute über die ELA-Notkredite der Zentralbank Liquidität
besorgen. Dreht die Europäische Zentralbank (EZB) diesen Geldhahn zu,
müsste Athen vermutlich Kapitalverkehrskontrollen einführen. Denkbar
sind Limits für tägliche Bargeldabhebungen und Überweisungen ins
Ausland.
Griechenland will EU-Sondergipfel beantragen
10.10 Uhr: Führende griechische Politiker streben für den Fall eines Scheiterns der Gespräche mit der Eurogruppe
einen EU-Sondergipfel zur Lösung des griechischen Schuldendramas an.
Das Land werde umgehend einen solchen Gipfel beantragen, sagte einer der
wichtigsten Parteifunktionäre und Parlamentarier der regierenden
Linkspartei Syriza am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Athen:
"Wir werden dies sofort tun."
Einen
EU-Sondergipfel schloss auch der griechische Europaparlamentarier
Dimitris Papadimoulis im griechischen Fernsehen nicht aus: "Ich kann es
nicht ausschließen."
Söder hält Euro-Ausstieg Griechenlands für verkraftbar
09.38 Uhr: Die CSU
hat das Nein von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum
Antrag Griechenlands auf Verlängerung der Finanzhilfen gegen Kritik aus der SPD
verteidigt. "Schäuble verhält sich konsequent", sagte
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer der "Passauer Neuen Presse"
(Freitagsausgabe). "Die griechischen Halbstarken Tsipras und Varoufakis
sehen jetzt, dass auf dem europäischen Parkett nicht lockeres Auftreten,
oberflächliches Gequatsche, sondern nur inhaltliche Substanz zählt. Die
wurde nicht geliefert."
Scheuer
reagierte damit auf Äußerungen von Bundeswirtschaftsminister Sigmar
Gabriel (SPD), der dazu geraten hatte, "dass wir diese neue Haltung der
griechischen Regierung als Ausgangspunkt für Verhandlungen nutzen und
nicht vorher bereits öffentlich ablehnen". Schäuble hatte am Donnerstag
erklärt, der griechische Antrag sei "kein substanzieller
Lösungsvorschlag". Er ziele "auf eine Brückenfinanzierung, ohne die
Anforderungen des Programms zu erfüllen".
Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) verteidigte Schäubles
Ablehnung. "Schäuble hat Recht. Griechenland muss alle Auflagen
einhalten", sagte Söder der "Passauer Neuen Presse". "Jeder muss seine
Rechnungen vollständig bezahlen, auch Athen. Die neue sozialistische
Regierung versucht nur zu taktieren." In der ZDF-Sendung
"Maybrit Illner" sagte Söder am Donnerstagabend, Griechenland habe
"unglaublich viel Hilfe bekommen, jetzt muss auch geliefert werden". Ein
Ausstieg Griechenlands aus dem Euro wäre laut Söder "am Ende verkraftbar".