So teuer wird Ihre Krankenversicherung 2016
Die zweitgrößte Krankenkasse Barmer
GEK und weitere gesetzliche Kassen erhöhen vom kommenden Jahr an ihre
Beiträge. Doch Versicherte können nach günstigeren Alternativen Ausschau
halten. Ein Überblick.
Millionen Versicherte bekommen in der Weihnachtszeit unerfreuliche
Post von ihrer Krankenkasse: Der Beitrag wird ab kommendem Jahr teurer.
Viele gesetzliche Kassen erhöhen 2016 ihren
Zusatzbeitrag. Grund sind höhere Ausgaben für Arzneimittel, Ärzte und Kliniken sowie hohe Kosten durch Reformen im Gesundheitswesen.
Die zweitgrößte Krankenkasse, die Barmer GEK, gab am Freitag bekannt,
dass der Zusatzbeitrag um 0,2 Prozentpunkte steigt. Damit wird ein
Gesamtbeitragssatz von 15,7 Prozent fällig. Die Nummer Drei, die
DAK
Gesundheit, erhöht den Zusatzbeitrag sogar um 0,6 Prozentpunkte. Der
Beitrag dort steigt damit auf insgesamt 16,1 Prozent. Auch die
Techniker Krankenkasse
- mit 9,4 Millionen Versicherten die größte gesetzliche Kasse in
Deutschland - hat bereits eine Beitragssteigerung von 0,2 Prozentpunkten
beschlossen. Damit fließen 15,6 Prozent des Bruttolohns der
TK-Mitglieder in die
Krankenversicherung.
Im Schnitt, so haben Experten für die Bundesregierung errechnet,
steigen die Beiträge zur Krankenkasse im kommenden Jahr um 0,2
Prozentpunkte. Damit ergibt sich ein Beitrag für alle Kassen von
durchschnittlich 15,7 Prozent. Ein Durchschnittsverdiener mit 3000 Euro
Bruttogehalt zahlt dann monatlich sechs Euro mehr.
So teuer wird Ihre Krankenversicherung 2016
Versicherte haben Sonderkündigungsrecht
Zunächst einmal
müssen die Kassen ihre Mitglieder per Brief auf die Beitragserhöhung
hinweisen. Sobald diese Post da ist, können Kunden ihr
Sonderkündigungsrecht nutzen. Je nachdem, wie schnell die Kündigung bei
der Versicherung eingeht, können Kunden dann frühestens zwei Monate
später zu einer anderen Kasse wechseln.
Auf welche Aspekte Sie neben der Beitragshöhe außerdem achten
sollten und wie ein Wechsel genau funktioniert, können Sie hier
ausführlich nachlesen. Zudem hat das gemeinnützige
Online-Verbrauchermagazin "Finanztip" einen Leitfaden erarbeitet, wie
Verbraucher bei der Suche nach einer gesetzlichen Krankenkasse vorgehen
können.
Die Tabelle zeigt, wie sich bei den 15 größten gesetzlichen
Krankenkassen in Deutschland die Zusatzbeiträge im kommenden Jahr
verändern.
Krankenkasse | Anstieg Zusatzbeitrag 2016 in Prozentpunkten | Gesamtbeitragssatz 2016 in Prozent | geöffnet in |
|
|
|
|
Techniker Krankenkasse | 0,2 | 15,6 | bundesweit |
Barmer GEK | 0,2 | 15,7 | bundesweit |
DAK Gesundheit | 0,6 | 16,1 | bundesweit |
AOK Bayern | 0,2 | 15,7 | Bayern |
AOK Baden-Württemberg | 0,1 | 15,6 | Baden-Württemberg |
IKK Classic | Entscheidung fällt am 21. Dezember | | bundesweit |
AOK Rheinland/Hamburg | folgt | | Hamburg, Landesteil Rheinland in Nordrhein-Westfalen |
AOK Plus | keine Erhöhung | 14,9 | Sachsen, Thüringen |
AOK Nordwest | 0,2 | 15,7 | Landesteile Westfalen und Lippe in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein |
AOK Niedersachsen | keine Erhöhung | 15,4 | Niedersachsen |
Kaufmännische Krankenkasse KKH | 0,3 | 15,8 | bundesweit |
AOK Nordost | keine Erhöhung | 15,5 | Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern |
Knappschaft | 0,5 | 15,9 | bundesweit |
AOK Hessen | 0,2 | 15,7 | Hessen |
AOK Rheinland-Pfalz/Saarland | 0,2 | 15,7 | Rheinland-Pfalz, Saarland |
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So teuer wird Ihre Krankenversicherung 2016
Infos für Wechselwillige
Auch die nach eigenen Angaben unabhängige Service-Website krankenkassen.de bietet Informationen zum Wechsel an und listet alle
Krankenkassen
nach der Höhe ihres Zusatzbeitrags auf. Welche Kasse im kommenden Jahr
am teuersten beziehungsweise günstigsten ist, stellt sich spätestens zum
Jahresende heraus. Bis zum 31. Dezember müssen die Verwaltungsräte
aller 123 Kassen über den Zusatzbeitrag 2016 entschieden haben.
Der GKV-Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen bietet
ebenfalls einen Überblick über die Beitragssätze aller Kassen. Hier
können Kunden auch sehen, ob die Kasse in Ihrem Bundesland verfügbar
ist. Denn einige Kassen, wie etwa die Allgemeinen Ortskrankenkassen
(AOK), sind nur für die Kunden in den jeweiligen Bundesländern geöffnet.
Grund war auch eine Systemumstellung. Bis Ende 2014 galt ein
allgemeiner Beitragssatz von 15,5 Prozent. Seit Jahresbeginn setzt sich
der Beitragssatz zur Krankenversicherung aus einem allgemeinen, festen
Bestandteil von 14,6 Prozent sowie einem Zusatzbeitrag zusammen.
Zusatzbeitrag für Arbeitnehmer
Dieser Zusatzbeitrag wird
ausschließlich von den Arbeitnehmern bezahlt und richtet sich nach ihrem
Einkommen. Jede Krankenkasse kann individuell aufgrund ihrer Finanzlage
den Zusatzbeitrag regelmäßig neu bestimmen. Der Beitragssatz der
Arbeitgeber zur Krankenversicherung dagegen ist auf 7,3 Prozent
gedeckelt. Das soll verhindern, dass steigende Gesundheitsausgaben die
Lohnnebenkosten für die Unternehmen in die Höhe treiben.
Zur Systemumstellung 2015 setzten viele Kassen ihren Zusatzbeitrag so
fest, dass der alte Einheitssatz von 15,5 Prozent knapp unterschritten
oder genau getroffen wurde. Nun aber kommen teils drastische Erhöhungen.
So teuer wird Ihre Krankenversicherung 2016
Beiträge fließen in Gesundheitsfonds
Die Beiträge aller 54
Millionen Mitglieder der gesetzlichen Kassen fließen in den
Gesundheitsfonds. Daraus wird den Kassen dann wiederum Geld zugewiesen -
die Höhe richtet sich unter anderem nach Alter und Geschlecht der
Versicherten, zudem gibt es Zuschläge für bestimmte Krankheiten. Auch
der Staat überweist Geld in den Gesundheitsfonds - allerdings viel
weniger als ursprünglich veranschlagt. Zwischen 2013 und 2015 zahlte der
Bund 8,5 Milliarden Euro weniger in den Gesundheitsfonds ein, als er
laut Gesetz müsste. Weil der Staat also spart und die Kassen mit dem
zugewiesenen Geld nicht auskommen, müssen die Versicherten ran.